USA, Portland – When hiking goes wrong

Jul 31, 2023

Portland – what up! Aber eins nach dem anderen. Nach einer ziemlich coolen Zugfahrt mit ziemlich netter Begleitung (hier funktionieren die Züge endlich mal ordentlich im Vergleich zur DB!!), hat mich mein Kumpel Palmer in Portland bereits am Bahnhof erwartet. Ab in seinen Toyota Jeep und ab gehts. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen soll mit erzählen, denn wir haben uns seit mind. 5 Jahren nicht mehr gesehen schätze ich. Palmer ist mittlerweile 52. Kennen gelernt hab ich ihn mit meinem Kumpel Simon in Indonesien. Muss so ca. vor 7 Jahren gewesen sein. Palmer könnte, wüsste ich es nicht besser, Teil der Familie Tausch und Kollegen sein 😀 Er erinnert mich total an meinen Onkel Marc in Botsuana. Und ich würde mein rechtes Bein drauf verwetten, dass er mit meiner Mum genauso grooven würde! Er wohnt in einer kleinen Wohnung mitten in Portland, hat genau wie ich es vorhabe, 18 Monate die Welt bereist und ist super happy, dass ich ihn besuchen komme, nachdem er mich bereits vor ca. 5 Jahren in Bayern besucht hat.

Portland selbst im Vergleich zu Vancouver und Seattle ist sooooo viel entspannter. Alles ist ländlicher und gechillt. Gras legalisiert. Obdachlosigkeit und Drogenkonsum leider genauso krass, wenn nicht sogar schlimmer, als in den anderen Städten im Nordwesten. Das liegt, genauso wie in Vancouver daran, dass sie auf die glorreiche Idee kamen Heroin, Crack usw. in kleinen Mengen zu legalisieren und Leute den Scheiß überall konsumieren. Portland hat zwar auch eine kleine Skyline inkl. Downtown, was Palmer aber als „shishi“ bezeichnet. Quasi die Schickeria, die sich da aufhält. In der Rest der Stadt wimmelt es regelrecht von unzähligen kleinen, super coolen Bars, Cafés und Restaurants. Eins der Dinge, die Portland wirklich ausmachen, erzählt er mir stolz. Man spürt, dass die Stadt eine gewisse Verbundenheit untereinander hat. Das erkennt man nicht nur an den vielen Secondhand-Läden, die überall verteilt sind, aber auch in Bezug auf nachhaltige Stadtkonzepte etc. wo sich die Leute gesammelt einbringen.

Palmer hat sich auch extra zwei Wochen Urlaub genommen und vorab Permits für die National Parks organisiert. In der ersten Woche stehen zwei 4-tägige Hiking-Trips auf dem Plan. Die zweite Woche haben wir freigehalten, um flexibel zu sein und ggf. noch andere Ausflüge zu machen und/oder Portland besser kennen zu lernen. Der erste Trip – 4 Tage durch den Olympic National Park in Washington State. Ca. 10km pro Tag, mit allem, was man braucht. Zelt, Schlafsack, Wasserfilter, genug Essen halt ne, ziemlich genau berechnet sogar. Hat einfach den ganzen Tag gedauert, um das überhaupt alles zu vorzubereiten, und er ist ein sehr organisierter Typ!

Ok Zeug gepackt, ab in den Outdoor Laden, noch ein paar Sachen kaufen, die ich für die Hikes und auch für meine 18 Monate gut gebrauchen kann. Wie bspw. ein aufblasbares Kissen, ein Mosquito-Netz für den Kopf und eine Daunenweste! Der Outdoor Laden, den wir besuchen, ist ein perfektes Beispiel für die angenehme und total sympathische Portlander Kultur. In dem abartig rießigen Second-Hand Bereich finde ich eine überragende Daunenweste für schlappe 8 Dollar! Das Kissen + ein Regenschutz für meinen Rucksack kosten da schon deutlich mehr! Als ich mit einer 90 Dollar Rechnung an der Kasse stehe und die Verkäuferin mich neugierig fragt, woher ich komme, gibt sie mir gut gelaunt 10 % Rabatt, nachdem sie rausfindet, dass ich ein Besucher aus Bayern bin. Lecker!

Nachdem wir alles haben, was wir brauchen, gehts dann ab nach Olympia ins Hotel, das wir kurzfristig gebucht haben – einer etwas kleineren Stadt in der Nähe von Seattle & Tacoma. Denn von dort starten wir am nächsten Tag in der Früh unseren ersten 4-tägigen Hike! (PS: Eine scheiß Möwe hat mir auf den Kopf geschissen, also mach ich mir keine Sorgen bzgl. Bären / Mountainlions usw. denn das bringt ja Glück :P)

Am nächsten Morgen gibts dann erstmal Frühstück mit Kaffee, Früchten und natürlich Bagels. Da stehen die hier voll drauf! Definitiv ein gelungenes Frühstück und voller Bock und Energie gehts ab in die Tiefgarage, denn wir haben noch eine 1-stündige Autofahrt vor uns.

Wir biegen um die Ecke der Tiefgarage und vertieft in ein Gespräch wie groß der Bock ist und ob Bären eine reale Gefahr sind fällt uns viel zu spät auf, dass mit dem Auto was ganz und gar nicht stimmt. Überall liegen Scherben um das Auto verteilt. Und dann sehen wir die eingeschlagene Rückscheibe…und innerhalb von Sekunden wird uns beiden klar: Unseren Trip können wir erstmal knicken. Von wegen Glück, weil mir eine Möwe auf den Kopf kackt…

Die Rucksäcke etc. waren zum Glück mit uns im Hotel, aber Palmer haben sie eine Duffelbag geklaut, die hinten im Auto lag. Mit Eisenketten für den Winter drin. Ziemlich random. Smash and grab nennen sie das hier. Für Palmer dieses Jahr bereits das 3. Mal, dass jemand in sein Auto einbricht. Und bereits das zweite Mal, unmittelbar vor einem Hike, der daraufhin gecanceled werden musste…

Als dann die Polizei am Start ist erzählen sie, dass hier regelmäßig in Autos eingebrochen wird und die Obdachlosen einfach sehr verzweifelt sind. Daher auch diese random Aktion mit der Duffelbag. Die beiden Cops – in komplett übertriebener Montour – sind mega freundlich und lockern die Situation gut auf. Ein paar Obdachlose, die in der Gegend rumhängen, klinken sich ebenso ein und erzählen, dass sie morgens 3 heruntergekommene Personen gesehen haben, die durch die Tiefgarage gestreift sind und wollen helfen. Ich bin mal wieder positiv überrascht, wie hilfsbereit alle sind! Am Ende können wir aber nicht viel machen.

Es ist, wie es ist, und wir müssen uns erstmal darum kümmern, die Fensterscheibe zu reparieren und vertagen unseren 4-tägigen Hike auf übernächste Woche. Als wir mit Polizei und Versicherung durch sind ist es eh schon 12 Uhr Mittags. Erstmal ein ordentlichen Burger mit einem leckeren lokalen Bier als Wiedergutmachung. Im Anschluss gabs noch mit unter einen der besten Kaffees, die ich je getrunken habe. Und dann gehts zurück nach Portland.