USA, Portland – Mt. Jefferson Wilderness

Aug 7, 2023

Ich bin zurück! 3 Tage Backpacking im absoluten Outback von Oregon. Nachdem Palmer und ich das Auto bzw. die Fensterscheibe gefixt haben, hatten wir mehr als genug Zeit, um uns für den Trip mit seinem Kumpel Jeff vorzubereiten. Das war quasi der 2. große Hike, der im Vornherein geplant war, denn Jeff hat am Freitag, dem 04.08 seinen Geburtstag gefeiert. Und die Idee war, das Ganze mit Freunden am Arsch der Welt zu zelebrieren. Und ich bin eingeladen! Eigentlich waren ja 4 Tage geplant, aber dazu komme ich nachher noch 😉 Fangen wir erstmal mit den Vorbereitungen an.

Was braucht man für so einen Geburtstag alles? Logo, Tequila und Edibles. Das ganze Zeug wie Zelte, Schlafsack, Wasserfilter / Pumpe kommt klar weiter unten in der Prio. Also erstmal ab in die Dispensary einkaufen. Ich hab in einem früheren Blogpost ja schon ein wenig über die lokale „Drogenpolitik“ geschrieben und hier kann man Marihuana kaufen wie Zuckerwatte auf dem Jahrmarkt. Und das ist auf jeden Fall eine Erfahrung, denn die Läden sind zwar von außen super unscheinbar, aber von Innen ziemlich cool und mit viel Liebe designed.

Die beiden Bros waren so nett, für den Deutschen mit der Bretzel auf der Slingbag zu posieren, und haben ihren Weed-Store zum Besten gegeben. Aber warum erzähl ich euch das überhaupt? Naja, ich hab den beiden erzählt, was wir vorhaben. Den Geburtstag von Palmers Kumpel in der Mt. Jefferson Wildernis zu feiern. Der Typ da rechts auf dem Bild meinte dann so: „Central Oregon. You are going right into the freakin desert, man….“

Wüste in Oregon? Das wäre mir neu. Aber Palmer hat schon erwähnt, dass der Osten in Central Oregon ziemlich trocken ist und es dort kaum regnet, vor allem nicht im August. Als wir später den Wetterbericht für unser Wochenende checken, sieht es so aus, als würden wir mit 27 Grad Sonne konfrontiert werden, was bei einem Hike mit dem ganzen Gepäck durchaus kontraproduktiv sein kann. Aber gut, Tanktop, Cap und Sonnencreme ist eingepackt. Von mir aus kann’s losgehen! Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, kann sich vermutlich schon denken, was jetzt kommt, aber ich möchte es nochmal betonen: Ich hab eine ordentliche Portion BOCK im Gepäck!

Wo wir überhaupt sind? Irgendwo am Arsch der Welt in Oregon. Irgendwo am Mt. Jefferson. Erstmal fahren wir mit dem Auto von Portland aus ca. 3 Stunden nach Osten. Irgendwann kommt dann ein Schild: „Nächste Tankstelle in 55 Meilen“. Wir biegen ab und die Straße wird schlagartig räudig. Hinter uns folgen uns Jeff (no kidding :D) und seine Freundin Elizabeth im Tesla S-Model, was ich als äußerst amüsant empfinde. Aber das Ding beweist sich als tauglicher, als ich dachte, und schafft auch die Passagen, wo Palmers Jeep so richtig aufblüht. 4-Wheel-Drive und ab geht das! Irgendwann erreichen wir dann den Parkplatz und machen uns bereit!

Und dann geht der Hike endlich los! Wir sind ingesamt zu 7. Jeff, Elizabeth, eine gute Freundin von Palmer namens Rachel, sowie Jason und Gina – wiederum Bekannte von Rachel. Und natürlich Palmer und ich! Erstmal laufen wir ein paar Meilen durch offene Gebirgslandschaft, die vermutlich schon vor Jahrzehnten einen heftigen Waldbrand durchgemacht hat. Der Trail selbst ist recht einfach zu erkennen und nicht sehr anspruchsvoll. Dafür ist die Aussicht awesome! Erinnert mich tatsächlich sehr an die Weiten von Alaska. So weit abseits der Zivilisation war ich glaub ich selten. Dann ändert sich die Landschaft schlagartig, denn wir erreichen dichten Wald, und man sieht direkt, dass hier ein Sturm gewütet hat. Bäume liegen überall verteilt herum, und auch auf dem Trail muss man gefühlt alle 50 Meter über heruntergefallene Baumstämme klettern.

Wie bereits erwähnt gibts hier kaum Regen. Aber als wir den Wald erreichen, sieht man, dass es kürzlich geregnet hat und Wolken am Himmel begleiten uns auf unserer Wanderung an den Carl Lake mitten in der Mt. Jefferson Wildernis. Trotzdem ist die Waldbrandgefahr auf höchster Stufe Rot, und Lagerfeuer etc. sind im National Park strikt verboten, solange die Dürre anhält.

Der Hike dauert etwa 3 Stunden, bis wir den kleinen, aber wirklich super schönen Gebirgssee erreichen. Dabei machen wir grob 300 Höhenmeter. Ehrlich gesagt, nicht gerade die größte Herausforderung, aber im Gesamten eine schöne Mischung verschiedener Terrains, und ich lerne die ganze Mannschaft besser kennen.

Ich glaube ich gehe den anderen schon ganz gewaltig auf den Sack, weil ich ständig Bärenwitze und Bemerkungen über Bären zum besten gebe. Ich hau dann so richtig flache Sprüche raus wie: „Schaut mal da, hinter der nächsten Biegung wartet bestimmt der Cocaine Bear auf uns!“ Oder: „lasst mich mal in die Mitte, bitte. Will nicht am Ende der Nahrungskette sein:“ Trololol. Jason erwähnt, dass die Bären ihm echt keine Sorgen bereiten. Er hat auch schonmal einen Schwarzbären 20 Meter vor sich gehabt, aber der lief wohl einfach vor Ihnen weg. Aber die Berglöwen…die bereiten ihm schon eher Sorgen. Und er kennt die Gegend. Seine Freundin Gina stimmt ihm daraufhin zu. Sneaky Bitches, diese Cougars. Die siehst du nicht kommen. Und auf blöd beißen sie dir dann einfach ins Genick, und dann bist du am Arsch, bevor du BungaBonga sagen kannst!

Nachdem wir unser Base-Camp aufgebaut haben, fangen die Wolken an zu zuziehen, und bevor wir überhaupt dazu kommen, Abendessen vorzubereiten, bricht die Welt zusammen. Wie war das – Wüste? Kaum Regen? Dafuq. Seit einer Stunde liege ich im Zelt, während draußen ein Gewitter tobt. Das volle Programm. Starkregen, Donner und Blitz. Mein Zelt ist gerade so groß genug für mich, aber mit Rucksack usw. ist es da drin ziemlich eng. Zum Glück ist das Zelt äußerst robust und wasserdicht. Rachel neben an hat nicht mal ein Zelt. Die hat nur ein Biwak-Schlafsack mitgenommen, und Jeff…naja, Jeff hat nicht mal ne Regenjacke am Start, weil wir ja schließlich in eine scheiß Wüste gehen…:D wie war das doch gleich, mit Profis unterwegs? Und dann hör ich draußen plötzlich Aufruhr. Ich schau natürlich nach, was da abgeht, und sehe Palmer und Jason, wie sie im Starkregen anfangen, am Boden rumzubuddeln. Stellt sich raus, dass die Plätze, die sie für ihre Zelte ausgesucht haben, auf dem besten Weg sind komplett geflutet zu werden 😀 Ich weiß ich bin schadenfroh, sorry. Aber ich, als der unerfahrenste der gesamten Truppe, habe am Ende gefühlt am wenigsten Probleme. Zum Glück steht mein Zelt auf erhöhtem Grund! Rachel liegt seit bestimmt 1 1/2 Stunden in ihrem Biwak-Schlafsack. Das muss mal so richtig madig sein. Da drin ist es stockdunkel, und es schaut irgendwie nicht so aus, als würde es dem Wetter stand halten. Jason und Palmer entscheiden sich die Zelte im Regen umzubauen. Als es 22 Uhr ist, hört es dann endlich auf, und wir hängen die BearBag in den Bäumen auf, nachdem wir endlich etwas zu Essen schnabuliert haben.

Der nächste Tag schaut ein wenig besser aus, und wir entschließen uns für einen nicht allzu langen Day-Hike. Ziemlich cool, denn ein Teil der Route führt uns auf den PCT – den Pacific Crest Trail – ein 4265km langer Fernwanderweg im Westen der USA, der von Californien bis hoch nach Kanada geht. Wir besteigen am Ende den South Cinder Peak auf ca. 2050 Meter Höhe, genießen die absolut überragende Aussicht und beeilen uns zum Basecamp zurück zukehren, bevor der nächste Sturm einsetzt.

Ich weiß meine Blogeinträge werden gefühlt immer länger, aber das waren 3 Tage Hiking, und es ist ne Menge passiert. Und am Ende schreibe ich den Blog auch mehr für mich – als eine Art Tagebuch. Um das Wochenende abzuschließen: In der zweiten Nacht ging’s nahtlos weiter mit Regen und durchgängigem Wind, daher haben wir uns am Sonntag dazu entschlossen, abzubrechen und zurück nach Portland zu fahren. Ich kann nur sagen: Zum Glück hab ich meine Daunenweste, Mütze und Handschuhe dabei gehabt, sonst hätte ich mir sonst was abgefroren!