Ecuador – Hiking the Cloud Forest

Aug 20, 2023

Okay also von Erholung kann erstmal keine Rede sein. Ich hab meine erste Nacht im Hostel verbracht und hab absolut räudig geschlafen. Ich fühle mich fast noch ausgelaugter, wie an meinem Ankunftstag. Und das obwohl ich so übermüdet war. Aber der Dude, der über mir schläft, macht endlosen Krach und dann kommt halt irgendwann die ganze Party-Meute von der Feierei zurück. On top die Höhe, an die ich mich nach wie vor nur schwer gewöhne. Aber ich will mich mal nicht allzu sehr beklagen. Das wird schon alles!

Ich stehe gegen 7 Uhr auf und schau dass ich schleunigst einen Kaffee bekomme. Erin und Olivia, die ich am vorherigen Abend kennen gelernt habe, haben mich zu einem Workout auf der Tachterasse eingeladen. HIT, also High Intension Training. Hab ich noch nie gemacht. Aber ja logo, ein wenig Sport machen bin ich auf jeden Fall mit dabei. Hab ich eigentlich mehr oder weniger seit Vancouver nicht mehr gemacht, als ich mit Manu auf seinem Rooftop trainiert habe. Also gönn ich mir meinen Kaffee rein und dann gehts mit dem Workout los. Wow. 10 Minuten? Kein Plan, irgendwie so um den Dreh und ich war mit meinen Kräften komplett am Ende. 1. ist HIT komplett gestört, wenn man das nicht gewöhnt ist und 2. sollte man eigentlich kein zu krassen Sport betreiben, wenn man noch nicht anständig akklimatisiert ist. Aber fuck it! Die beiden Mädls sind auf jeden Fall deutlich fitter dabei aber nach 30 Minuten Training, einer Dusche und kurzem Chillen, fühle ich mich tatsächlich ziemlich energetisch! Als Erin vorschlägt mit einem Uber zum Cloud Forst zu ballern, bau ich mich direkt ein. Kleiner Hike? Uhhhh, brauch ich euch ja nicht sagen…oder doch? BOCK!

Erin bestellt also ein Uber und Kim als auch Olivia schließen sich uns an. Erin und Olivia sind aus Australien. Kim ist aus New Orleans und alle 3 sind ziemlich cool drauf. Und los gehts. Unser Uber Fahrer heißt Holga Santiago. Und mit Holger sollte ich noch einiges zu tun haben, nach dem Cloud Forest aber dazu später mehr!

Ich teste fleißig mein Spanisch aus und versuche mit Holger ein wenig über Quito zu quatschen. Kurzes Feedback zu meinem Spanisch: Da geht schon langsam was! Konversationen sind super holprig, meine Grammatik sucked und mein Vokabular ist mehr als ausbaufähig. Aber ich habe den Eindruck, dass Holger sich freut, dass ich mich um seine Kultur und Sprache bemühe.

Wir fahren ca. 45 Minuten hinter Quito die Berge hoch und erreichen irgendwann eine der madigsten Straßen, die ich je erblicken durfte. Dagegen waren die Straßen in Oregon am Arsch der Welt, oder damals in Alaska, richtig nobel! Es vergehen nochmal stolze 30 Minuten und es geht Stück für Stück immer höher. Hier ist keine Menschenseele, was mir schonmal super taugt. Raus aus den Menschenmassen, den ganzen Touristen. Dann erreichen wir den Eingang zum Nationalpark. Uns kommt der glaub ich stereotypierteste Ecuadorianer entgegen, den man sich vorstellen kann. Wie aus der Serie Narcos rauskopiert. Mega freundlicher alter Herr, der uns erstmal erklärt, dass der Park in 2 Stunden schließt. Es gibt aber einen Trail, der nicht allzu lang ist und wir entschließen uns dazu den Trail anzugehen, denn angeblich gibts am Ende jede Menge Hummingbirds und der ecuadorianische Narco Bror zeigt mir sogar Bilder von Schwarzbären! Uhhh, nächste Gruppe die ich gefunden habe, denen ich gewaltig auf den Senkel gehen kann mit meinem Bären-Talk! 😀

Wir schlängeln uns den Pfad durch den Cloud-Forst entlang, als ich eine mega schöne Pflanze entdecke. Sie erinnert stark an Engelstrompeten und ich bin mir sicher: Das ist die berüchtigte Burundanga-Pflanze, aus der vor allem in Kolumbien eine Droge gemacht wird, die man „The Devils Breath” nennt. Ein Pulver, das man jemanden ins Gesicht pustet und das Opfer daraufhin hochgradig willig wird. Touristen werden dann beispielsweise an den Bankautomaten geführt und man hebt frohlockend alles Geld für den Täter ab, das man aufm Konto hat. Oder Frauen in Clubs hauen sich das auf die Lippen und wer dumm genug ist sich auf eine geschmeidige Gobbelaktion einzulassen, hat schlechte Karten. Holger bestätigt mir später, dass es sich tatsächlich um Burundanga handelt und dass es auch in Ecuador ab und zu zu Vorfällen kommt.

Als wir bereits nach ca. 30 Minuten, das Ende bzw. die Zwischenstationen des Trails erreichen, werden wir von einer ganzen Menge Hummingbirds in Empfang genommen. Die flitzen wie auf Ecstasy hin und her und scheinen sich von uns nicht großartig stören zu lassen. Ziemlich cool!

Da wir tatsächlich komplett von Wolken eingeschlossen sind, stürzt die Temperatur in den Boden – zumal wir auf ca. 3700 Metern sind. Also machen wir uns auf den Rückweg, nachdem wir noch ein Gruppenfoto geschossen haben und ich beschließe hier her zurück zu kommen. Denn Campen ist in dem Park offiziell erlaubt und ich bin neugierig, was sich auf den weiteren Trails verbirgt.

Holger hat netterweise auf uns gewartet, denn da oben gibts kein Signal und wir wären komplett aufgeschmissen gewesen ohne ihn. Der fühlt sich mit uns mehr und mehr wohl und dann gehts wieder abwärts. Ich hab mir noch einen neuen Pin von dem Narco-Bro gekauft, ein Condor, der sich perfekt zu meinen anderen Pins, inkl. der Bretzel gesellt.

Als wir am späten Nachmittag wieder in Quito ankommen, bin ich in bester Stimmung! Der weitere Plan ist, den Sonnenuntergang auf dem Berg in der Stadt zu genießen und dann anschließend ein paar Bierchen auf der Dachterasse zu genießen. Als ich motiviert mein Handy checken will, stelle ich ziemlich perplex fest, dass es sich nicht in meiner Tasche befindet, wo es ein paar Minuten zuvor noch war. Plötzlich gestresst und besorgt, durchwühle ich sämtliche Taschen inklusive meine Drybag aber mein IPhone ist nirgends zu finden. Ich überlege fieberhaft, ob ich es vielleicht im Uber vergessen bzw. liegen gelassen habe aber ich habe eigentlich, wie immer, nachdem ich ausgestiegen bin, den Sitz doppelt gecheckt. Das ist Routine für mich. Aber am Ende steht fest: Das Handy muss irgendwo in die Ritze auf der Seite eines Sitzes gefallen sein. Für mich das Worst-Case-Szenario, mein Handy beinhaltet alles. Erin checkt sofort Uber, und wir kontaktieren den Support und melden mein verlorenes Handy. Uber meint, Holger wird sich irgendwann in den nächsten 24 Stunden bei mir melden aber meine Stimmung ist komplett am Arsch. In Ecuador im Uber mein Handy zu vergessen – schlechte Chancen. Ich hoffe auf meine Menschenkenntnis, denn Holger hat den Eindruck erweckt ein echt korrekter Kerl zu sein. Als er sich 2 Stunden später telefonisch tatsächlich meldet, behauptet er mein Handy nicht gefunden zu haben. War ja klar. Ich lege auf und bewege mich bedrückt zum Tisch der anderen zurück, als plötzlich Erins Handy erneut klingelt! Holger! Und siehe da, er hat mein Handy gerade gefunden. Unterm Sitz. Und er meint, er bringt mir es morgen früh vorbei, sobald er wieder in Quito ist. Awesome. Nochmal Glück gehabt. Immerhin weiß ich jetzt wie sich das anfühlt, ein Handy zu verlieren. Ist mir tatsächlich noch nie passiert.

Heute gehts los auf eine 3 Tagestour zum Cotopaxi. Mit meinem Handy! Anscheinend hat das Hostel kein Internet und wir sind ziemlich am A*** daher kann es gut sein dass ihr ein paar Tage nichts von mir hört 🙂 Bis dahin cheers und Bungabonga! BTW: Ich fühl mich endlich als ob ich mich an die Höhe gewöhnt hätte!