Ecuador – Quilotoa Hike

Aug 31, 2023

Ich sitze gerade im Bus und mache mich daran die letzten 3 Tage festzuhalten 🙂 Nicht ganz einfach wenn ich bedenke wieviel schon wieder passiert ist! Fangen wir mal mit unsere Ankuft in Latacunga an. Raus aus Quito und 2 Stunden mit dem Bus Richtung Süden. Vorbei an Illiniza Norte und Sud, vorbei an unzähligen kleinen Dörfern, bis wir in dem zunächst eher unscheinbaren Latacunga landen. Erin, Markus und ich feiern unser Wiedersehen und begeben uns gemeinsam zu unserem Hostel La Posada de Viajar. Aber wo genau soll das sein? Wir laufen erst mal durch super belebte, gepflasterte (love it!!!) Straßen, die einen sehr angenehmen Eindruck hinterlassen! Als wir laut Google Maps vor unserem Hostel stehen, sehen wir eigentlich nur ein kleines Elektrogeschäft, das alles mögliche an Ramsch verkauft. Aber der Besitzer hat wohl unsere Rucksäcke gesehen und macht uns darauf hin die Tür auf. Es stellt sich raus dass es sich um eine Kombo aus Hostel und Elektroladen handelt 😂 was es nicht alles gibt. Und als ich dann in mein Dorm komme, hab ich erstmal ein großes WTF über dem Kopf. So habe ich Hostels auch noch nie erlebt lol.


Erin und ich machen aber das beste draus und mit unserer neuen Mitbewohnerin Claudia, die aus Italien kommt, haben wir uns innerhalb von Minuten angefreundet! Es dauert keine halbe Stunde und wir wissen die Kleinigkeiten zu schätzen, die uns Victor in seinem Hostel bereitstellt. Saubere Betten und einen Wasserkocher inklusive den berühmten Instantcoffee aus Ecuador! Und das für 6 Dollar die Nacht.

Nachdem wir uns eingelebt haben gehts ab zum Abendessen. Claudia klingt sich mit ein und ebenso Joe, den ich neu kennen lerne. Engländer, sehr belesen und hat sich seine 15 monatige Reise durch den Erfolg eines Videogames finanziert. Latacunga hat nicht viel zu bieten, gefällt mir aber an sich ganz gut.

Am nächsten Tag wird gechillt. Denn es ist Sonntag. Und es geht erst am nächsten Tag los auf unseren 3 Tages Hike zum Quilotoa Lake, einem Vulkansee auf knapp 4000 Metern Höhe. Abends stößt noch Olivia zu uns und dann ist unsere Gruppe komplett. Erin, Markus, Joe, Olivia und ich begeben uns auf eine hoffentlich epische Reise. Ich komm mir fast wie bei den Gefährten von Herr der Ringe vor haha. Fehlt nur Palmer mit seinem Gandalf Stick und die Gefährten wären komplett. Ich beschließe die Rolle zu übernehmen und mir selber einen Gandalfstick zu organisieren. Auch weil uns Victor beim Briefing zum Hike erklärt, dass es wohl „aggressive Hunde“ auf dem Weg gibt. Wuuuhhhh welch Gefahr!

Tag 1 – Montag! Der 28. August, 2023! Los gehts 40 Kilometer durch Ecuador. Ein Bus fährt uns gute 2 Stunden durchs ecuadorianische Hinterland. Ich hab meinen 40 Liter Rucksack am Start, die Kamera ist an meinen Rucksack Strap geclipped, genug Wasser und Regenjacke etc ist alles am Start. Ich bin read as fuck. Ich kann’s kaum erwarten nach Illiniaz Norte wieder durch zu starten.

Der erste Tag ist allerdings irgendwie nicht so spektakulär. Der Hike selbst ist nicht wirklich anspruchsvoll, die Gegend ist geprägt von charakterlosen Zementbauten, die verwahrlost und random in der Gegend rumstehen. Kühe an jeder Ecke und wüsste ich es nicht besser, könnten wir auch im Alpenland sein. Klingt bizarr ich weiß. Vielleicht bin ich durch meine Trips zuvor schon etwas verwöhnt. Vermutlich. Nach ca. 4 Stunden auf und ab durch Täler, entlang eines Flusses erreichen wir schließlich unser erstes Hostel in den Bergen in einem kleinen Bergdorf. Und das macht meine kleine Enttäuschung sowas von wett!! Irre. Lamas direkt auf der Wiese vor unserem Zimmer gepaart mit einer wahnsinns Aussicht und alles mit Liebe gemacht. Sogar die Decken sind aus Lamawolle *-* 

Tag 2 – Wir ziehen weiter. Geiles Wetter. Bomben Frühstück und ein Lunchpaket. Und dann laufen wir aaaalles was wir mühsam hochgehiked sind erstmal wieder runter. Heißt: Irgendwann müssen wir das auch wieder hoch! Aber erstmal freue ich mich tierisch darüber, dass die Landschaft anfängt ein ganzes Stück epischer zu werden! Der Hike heute soll angeblich anstrengend werden. Und nachdem es stundenlang durch echt schönes Hinterland mit wunderschönen Felsformationen geht, stehen wir regelrecht vor einer Wand. Bam. Da sollen wir hoch! Challenge accepted! Ich signalisiere den anderen dass ich meinen eigenen Speed gehen will und will wissen, wie fit ich bin. Also Kopfhörer auf, Drum&Bass rein und bam. Und wow, die Höhe macht mir nichts mehr aus. Ich baller die 400 Höhenmeter in 10-15 Minuten hoch und oben, klatschnass geschwitzt, erwartet mich ein älterer Herr mit seinem Sohn, die mir für 1 Dollar Kaffee verkaufen.

Mittlerweile ist es 14 Uhr. Die anderen kommen nach guten 5 Minuten nach. Nach einer längeren Pause und netten Unterhaltungen, als auch Interaktionen mit dem jüngsten Sohn, haben wir den Tag so gut wie geschafft und checken, als wir im Ziel-Dorf ankommen, in unser nächstes Hostel ein.

Tag 3 – Das Hostel war wieder Bombe! Die geben sich hier oben echt Mühe die Wanderer zu beherbergen. Kostenloses Bananenbrot und Kaffee soviel man möchte, sowie ein herrliches Frühstück, bereiten uns auf den angeblich härtesten Tag vor. Und wieder astreines Wetter. Ich bin motiviert, denn heute erreichen wir endlich den Quilotoa Lake. Wir starten also mit unseren Gefährten durch, ausgerüstet mit unseren Gandalfstäben und der Weg zieht sich erstmal ein wenig entlang der Hauptstraße bis wir dann relativ schnell ins Hinterland abbiegen. Und wieder gehts erstmal sauber bergab. Über fragwürdige Brücken, und dann durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft, die uns mit vertikalen Wänden umzingelt. Die Sonne brutzelt bereits ordentlich runter und es ist gerade mal 9 Uhr. Sonnencreme hat niemand von uns eingepackt. Warum auch lol. Bisher sind wir gut ohne Sonnenbrand davon gekommen und ich habe ja mein „Sonnenschutzhemd“, das ich mir in Portland zugelegt habe. Erneut stehen wir vor einer Wand, die es in sich hat. Aber nachdem ich gestern bereits problemlos durchgekommen bin, denke ich mir nur: Noch mehr Training für Cayambe, den Gletscher, den ich besteigen möchte. Also lasse ich die anderen vorgehen und schieße noch ein paar Fotos, bevor ich mich dann selbst an den Aufstieg mache.

Dieses mal kickt der Berg allerdings deutlich mehr, als ich erwartet habe. Vermutlich eine Kombo aus der Sonne und ein wenig zu schnell und zu übermütig durchgestartet. Aber mit ein paar mal kurz stehen bleiben und tief durchatmen (wir befinden uns schon wieder auf knapp 3500 Metern) komme ich am Ende doch erfolgreich oben an und finde eine Hängematte vor, in der ich mich gemütlich nieder lasse, bis die andere nachkommen. Als wir alle wieder beisammen sind und auch die anderen kurz durchatmen konnten, machen wir uns auf den restlichen Weg bis zum Quilotoa Lake, den wir etwa nach 3 Stunden erreichen. Nach 3 Tagen, 40 Kilometern und einer Menge Gesprächen, Gelächter und gutem Essen sind wir endlich an unserem Ziel angekommen. Wir werden mit einer abartig geilen Aussicht belohnt und erfreulicherweise stelle ich fest, dass eine Dame in ihrer Hütte Kaffee und Getränke bereitstellt. Also gönnen wir uns natürlich erstmal einen Kaffee und legen eine etwas längere Pause ein, bevor wir uns zum Endziel, dem Dorf Quilotoa begeben, um den Bus zurück nach Latacunga zu nehmen.

Abschließend kann ich sagen: Geiler Ausflug. Und alle, die bei dem Hike mit dabei waren, habe ich ins Herz geschlossen. Ecuador hört einfach nicht auf mir zu gefallen. Im Gegenteil. Ich glaube ich werde deutlich länger hier bleiben, als anfangs geplant. Vielleicht reize ich die 90 Tage, die ich visafrei hier bleiben darf gnadenlos aus. Auch wenn ich hier mitten im Narco Krieg bin (was primär die Küstenregion betrifft) fühle ich mich bisher pudelwohl und sicher. Die Tage werde ich einen separaten Eintrag machen und ein wenig näher auf die politischen Begebenheiten, Kaffee usw. eingehen. Bis dahin erstmal Cheers aus dem Bus nach Banos! Bis zum nächsten Mal 🙂