Canada – Reichtum und Armut in Vancouver

Jul 17, 2023

Willkommen zurück und einen wunderschönen Tag zusammen! Jedenfalls war es die letzten Tage / die letzte Woche ziemlich heiß hier. Heute ist der erste Tag, wo es mal ein wenig abkühlt. Und es ist natürlich schon allerhand passiert. Vancouver gefällt mir, jetzt wo ich tiefer in die Stadt eintauche, immer besser! Mittlerweile hab ich auch einige Leute kennen gelernt, konnte Eindrücke sammeln und habe mir die Stadt ziemlich intensiv einverleibt. Aber fangen wir mal mit der Stadt selber an.

Die letzte Woche war ich eigentlich jeden Tag zu Fuß oder mit dem äußerst nicen Bike von meinem Bro unterwegs. Erstmal war der Plan, Vancouver Downtown zu erschließen. Downtown ist nicht wirklich groß, und zu Fuß kommt man eigentlich prima überall zackig innerhalb von 30 Minuten hin. Beeindruckend finde ich die Vielfalt innerhalb Downtowns. Jeder Teil hat seinen eigenen Flair, und von Hochhäusern, die bis in den 45. Stock hochragen, über kleine Lofts / Heritage Buildings / wunderschöne Häuser ist eigentlich für jeden was dabei. On Top kommen dann noch zahlreiche Strände, die rund um Downtown verteilt sind, und eine ganze Menge gechillter Parks. Hier erkennt man deutliche Parallelen zu München. Viel Grün, extrem viel Geld und Wohlstand und ein Magnet für Leute, die einen gesunden Lifestyle pflegen und gern in die Natur gehen.

Klingt jetzt alles total überragend, aber Vancouver hat auch ganz klar seine Schattenseiten, und auf die möchte ich auch eingehen. Denn durch den Wohlstand und dem vielen „jungen“ Geld, das hier reingespühlt wird, zieht die Mittel- und Unterschicht ganz klar den Kürzeren. Dem Land fehlt es vorn und hinten an Arbeitern, vor allem im Gesundheitssystem. Das wurde mir auch durch ein super langes Gespräch mit Bill, einem 72 jährigen Weltenbummler, bestätigt, mit dem ich mich gestern 2 Stunden lang entspannt auf einer Parkbank unterhalten habe.

Und wenn dann gut ausgebildete, studierte Leute, bspw. aus Indien oder México etc. kommen, müssen diese oft zum Mindestlohn (16,75 Dollar) im Supermarkt arbeiten. Und dann ist da noch die Fentanyl-Krise, die hier in Kanada angekommen und von Amerika rübergeschwappt ist. Gepaart mit der Pandemie und ohnehin bereits viel zu hohen Lebenshaltungskosten, enden viele Leute auf der Straße.

Die nicht allzu sinnvolle Drogenpolitik (zumindest ist das meine persönliche Meinung und auch mein Eindruck), erlaubt es, harte Drogen wie Heroin, Crack oder Meth in bestimmten Mengen legal bei sich zu tragen und auch in der Öffentlichkeit zu konsumieren. Das Endergebnis sind Leute, die sich vollkommen öffentlich ihren Schuss setzen, ihre Crackpfeife genießen und im nächsten Moment völlig reglos in oft bizarren Posen verharren, wenns richtig kickt. Und wir reden davon, dass auch Kinder das mitbekommen. Glasröhren und Nadeln liegen einfach in der Stadt am Boden rum. Nicht so geil.

Um dem ganzen noch einen drauf zu setzen kam Vancouver auf die glorreiche Idee, eine Fixerstube in Yale Town zu eröffnen, die sich unmittelbar neben einer Grundschule befindet. Da chillen jetzt die Cracksüchtigen im Park neben spielenden Kindern. Seriously? Spätestens nachdem ich ein Stück zu weit in den Stadtteil East-Hastings reinspaziert bin, dachte ich mir einfach nur noch wtf. Am liebsten hätte ich ein paar Fotos gemacht, aber ich nehme zum einen ungern Leute in solchen Zuständen auf (rein aus Respekt), und hab zum anderen auch versucht, da so schnell wie möglich wieder rauszukommen. Wenn man von links und rechts mehr oder weniger umzingelt ist von Crack- und Heroinsüchtigen, man in den News immer wieder liest, dass random Leute mit Messern angegriffen und auch schwer verletzt werden, dann sollte man vielleicht nicht unbedingt die Kamera auspacken, sondern Vorsicht walten lassen.

Vor 7 Jahren war ich hier noch in einem jamaikanischen Restaurant frühstücken. Heute gleicht der Stadtteil einer Warzone, in der sich gefühlt alle Drogenabhängigen versammelt haben, um gemeinsam zu überleben. Polizei und Krankenwägen sind hier allgegenwärtig, und overdosing ist an der Tagesordnung.

Sorry für so viel Negatives heute. Aber das gehört nunmal auch dazu, und ich möchte meinen Blog hier auch nutzen, um auf solche Themen hin und wieder einzugehen.

Für den nächsten Beitrag erwartet euch hingegen sehr viel positives und verrücktes, dass ich auch dank meines Bruders, die letzten Tage erleben durfte 😀

In diesem Sinne Cheers nach Deutschland und LG 🙂