Ecuador – Having fun in Quito

Sep 25, 2023

Über einen Monat bin ich jetzt in Ecuador. Und habe dabei einiges an Zeit in Quito verbracht. Verschiedenste Facetten der Stadt kennen gelernt. Und wo ich anfänglich noch sehr skeptisch war, ob die Stadt mir zusagt, kann ich jetzt mit Sicherheit sagen: Quito taugt mir! Nicht nur kulinarisch, aber auch die Vielfältigkeit der Stadt und die Tatsache, dass Quito eindrucksvoll von Bergen umgeben ist und der Weg in die Natur jederzeit eigentlich nur ein kleiner Schritt ist. Seit Otavalo hab ich eine gesamte Woche in Quito verbracht, mittlerweile nicht nur die Hochzeit auf ecuadorianische Art und Weise erleben dürfen aber auch verschiedenste Restaurants, Museen und Cafés ausgecheckt.

Fangen wir mal mit einem Hike direkt neben Quito an. Dem Rucu Pichincha Vulkan. Mit der Gondel direkt aus der Stadt heraus auf den Berg rauf und los geht der Trail. Mit einer überragenden Truppe, die sich wie der Zufall so wollte direkt in einem Dormitory getroffen hat, sind wir gemeinsam auf knapp 4700 Meter gekraxelt. Der letzte Teil des Vulkans war dabei steil im Fels und hat mich stark an den Illiniza Norte erinnert. Dieses mal war ich der „Guide“, den Trail selber haben wir uns durch „AllTrails“ organisiert. Sicherung gabs aber trotzdem keine 😀 Aber alle sind wohlbehalten oben angekommen und für die meisten, wenn nicht alle außer mir, war es das erste mal im Fels sowie auf 4700 Meter.

Nach dem erfolgreichen Besteigen des Rucu Pichincha hat sich ein Teil von uns dann mit venezolanischen Köstlichkeiten belohnt. Denn wir haben ein kleines, super putziges Restaurant / Bäckerei in einer Straße neben unserem Hostel entdeckt. Die Besitzerin war einfach so unfassbar freundlich und hat uns mit ihren eigenen Leckereien verwöhnt. Dazu gehören auch ihre selbst gemachten venezolanischen Empanadas, die mit allerlei Soßen serviert werden. Fuck. Das war sooooo lecker, hier bin ich gleich 2 Tage in Folge hingegangen. Dazu gabs selbstgemachte Brownies, Orangenbrot und zur Nachspeise noch einen „Bomba“, einen Faschingskrampfen, wie es ihn auch in Deutschland gibt. Ultra yummi!!!

Ein paar Tage nach dem Hike habe ich dann den Tipp bekommen mir nicht nur eine kostenlose, kontemporäre Kunstausstellung anzusehen (die ehrlich gesagt das mit Abstand weirdeste und abgefuckteste war, was ich je in meinem Leben zu Gesicht bekommen habe) sondern auch den „Capilla Del Hombre“. Und wow, das war beeindruckend. Der „Capilla Del Hombre“ ist die Ausstellungsstätte von Ecuadors berühmtesten Künstler – Oswaldo Guayasamín. Wer meinen Blog verfolgt weiß ja bereits, dass ich in Seattle zum ersten Mal in die Kunstszene reingeschnuppert und das Ganze als gar nicht so schlecht empfunden habe. Also war ich neugierig was Ecuadors populärster Maler zu bieten hat. In netter Begleitung bin ich also zu Fuß in Quito den Berg hoch spaziert, wo sich die Ausstellung befindet. Oswaldo Guayasamín hat nach seinem Tot im Jahr 1999 seine Villa als Museum bereit gestellt, da er begeisterter Kunstsammler war.

Seine Kunstwerke sind dabei in verschiedene Epochen unterteilt und viele sind eher zorniger Natur. Sein Stil wurde durch Künstler wie Pablo Picasso geprägt und fokussiert sich auf Gesichter, deren Emotionen und vor allem auch auf die Hände. Mir haben die Bilder heftig getaugt und ich würde mir tatsächlich ohne zu zögern eins davon in meine zukünftige Wohnung hängen. Die ganze Führung hat ungefähr 2 Stunden gedauert und Gaby und ich waren danach super hungrig. Also haben wir uns in eins der gemütlichen Cafés in der Nähe von der Ausstellung begeben. Und das war nicht nur ein Café mit extrem guten Kaffee sondern auch eine Bäckerei, die jede Menge Sauerteig Brote, Baguette und Croissants verkauft hat. Ich hab mich da einmal quer durch gesnackt und kam mir fast schon vor wie in Frankreich. Die Croissants waren Weltklasse! Und auch das Baguette hat überragend geschmeckt.

Und dann ist es endlich soweit. Die Hochzeit von Tamara steht an! Nachdem ich leider meine weiße Leinenhose verloren habe, die ich eigentlich extra für die Hochzeit eingepackt hatte musste ich spontan umdisponieren. Also hab ich mich für meine braune Wollhose, mein petrol-farbenes Leinenhemd und….natürlich! Meine Flipflops entschieden! 😀 Und ab geht die Post.

Die Hochzeitsgesellschaft besteht zum größten Teil aus der Familie von Tamara. Also alle samt aus Ecuador und rein spanisch sprechend! Da fühl ich mich direkt wohl haha. Die Stimmung ist super locker und man merkt sofort den Unterschied zu einer deutschen Hochzeit. Alles ist lockerer gestaltet. Vielleicht weniger gut organisiert, dafür merkt man ganz klar wie nah sich die unfassbar große Familie ist und die Emotionen…wow, ich war ja schon auf einiges Hochzeiten aber soviel Emotionalität hab ich noch nie erlebt. Die Leute sind super locker drauf, man kommt schnell ins Gespräch, unter anderem auch weil ich zu den wenigen deutschen Gästen gehöre und vermutlich entsprechend auffalle. Neugierige Blicke treffen mich immer wieder und Teile der Familie erkundigen sich, woher ich komme und was ich hier mache. Unter anderem treffe ich auf Miguel, „el Tío“. Ein stämmiger, sympathischer älterer Herr der mit einem stolzen Mustache unterwegs ist und mich sofort an einen der Hauptcharaktere aus Don Winslows „Das Kartell“ erinnert.

Miguel Barrera, „El Tío“ (ein abgeänderter Name von Don Winslow), der die „Federacion“ in Mexico 1980 gegründet hat, mit der Idee die mexikanischen Drogenkartelle in ein Transportunternehmen zu verwandeln, um Drogen von Kolumbien in die Staaten zu transportieren. Gar nicht böse gemeint 😀 Aber so wie Miguel auf der Hochzeit als Entertainer im Mittelpunkt stand, hätte er ziemlich gut Winslows Charakter in einer Verfilmung von „The Power Of the Dog“ spielen können.

Zur Überraschung aller gabs dann noch eine Einlage einer Mariachi Band und auch das Essen war absolut BungaBonga! „Hornado“ gabs als Hauptspeise, was tatsächlich eine meiner Lieblingsspeisen in Ecuador ist. Es wurde dann im Anschluss bis in die Abendstunde fleißig getanzt, ich hab meine schäbigen Salsa Moves ausgepackt. Aber hey immer hin sind wir in einem Dance Battle gegen die Familie von Tamara bis ins Finale gekommen! Darauf dürfen wir, also alle die am „deutschen“ Tisch saßen, mächtig stolz sein!

Ich merke dass meine Zeit in Ecuador sich langsam dem Ende zuneigt. Nach über einem Monat schleicht sich langsam das Gefühl ein, mehr von Südamerika sehen zu wollen. Jetzt wo die Hochzeit vorüber ist. Dennoch habe ich noch ein paar Dinge hier vor. Der Trail den ich mit Ty geplant hatte, werden wir vermutlich skippen, da die ganze Organisation schwierig ist und ebenso der Preis deutlich das übersteigt, was wir erwartet hatten. Ist zwar sehr schade drum aber dafür haben wir alternative Pläne, weswegen ich mich heute Mittag in die Stadt begeben werde, um mich nach einem Zelt umzuschauen. Deswegen verabschiede ich mich jetzt auch erstmal. Und wir hören uns die Tage! Peace out.