Otavalo – Ecuador

Sep 17, 2023

Otavalo, the city of Ponchos. Welcome back to my blog! Das mir die Pfeife nicht rückwärts über die Ohrläppchen flöten geht. Hier in Otavalo steppt der Bär. Oder besser gesagt: Der Poncho! Denn darum gehts hier in Otavalo. Ponchos, Sombreros und noch mehr Ponchos. Ein wunderschöner, farbenfroher Markt der Otavaleños. Die Kichwa, ein indigener Stamm in Ecuador, der zu den Wohlhabendsten in ganz Latein Amerika zählt. Denn hier gilt wohl nach wie vor „Kleider machen Leute“. Den Stolz der Kichwa sieht man hier an allen Ecken. Die Frauen tragen aufwändig bestickte Blusen und Perlenketten, während die Männer ihr langes, geflochtenes Haar zu Show tragen. Kultureller Stolz und Erbe.

Wie ich hier gelandet bin? Pure Neugierde. Und einer Busfahrt, die mich stolze 3 Dollar gekostet hat. Also hopps rein in den loco local Bus und ab geht die Fahrt, 2 Stunden gen Norden. Bis ich Otavalo erreiche und in mein kleines, sweetes 2-Zimmer Dormitory einchecke.

Ein Zwei-Zimmer Dorm. Das hab ich vorher auch noch nie gehabt. Fürs erste bin ich alleine. Fühlt sich fast wie ein Hotelzimmer an und ich bin zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wirklich alleine. Überragend. Tut tatsächlich mal richtig gut. In dem Hostel ist kaum was los bis auf….ach dazu komme ich später 😀 Während ich so meine Sachen auspacke und ich’s mir gemütlich mache kommt mir folgender Gedanke: Entweder ich bleib hier alleine bis Samstag, dem Tag meiner Zurückreise nach Quito, oder ich krieg irgendeinen random Mitbewohner/in. Und das kann alles von maximaler Weirdness bis zum neuen Travelpartner bedeuten. Irgendwie hoffe ich, dass ich in dem Zimmer alleine bleibe bis Samstag. Aber das sollte natürlich nicht der Fall sein….

Nachdem ich mich kurz mit dem Hostel vertraut gemacht habe (Küche inklusive Frühstück und echt gechilltem Personal) schwinge ich mich in meine heiß geliebten Flipsflops und gehe die Stadt auskundschaften. Und wow, man merkt dass Otavalo wohlhabender ist, als alle Städte, in denen ich bisher war. Nicht nur der florierende Poncho-Markt, sondern auch das Straßentreiben im Allgemeinen ist bemerkenswert, wie die Leute sich kleiden und die unzähligen Geschäfte, hübschen Cafés und Restaurants / Bars mit dem episch, aussehenden Imbabura Vulkan, der wachsam über Otavalo blickt.

Nach 2 Stunden des umherwandern, knipsen und bestaunen, bin ich dann aber auch gesättigt und bewege mich mit knurrendem Magen in eins der lokalen Restaurants. Und werde mit einer Portion regelrecht überhäuft, auf die ich kaum klar komme. Eine massive Suppe als Vorspeise und als Hauptgang gibts eine Giga-Portion Reis ala Pollo inkl. Scampies, dazu 3 übertrieben groß, frittierte Hähnchenschenkel und eine nicht zu klein geratenen Portion Pommes. Danach rolle ich beinahe zurück zum Hostel und haue mich recht früh aufs Ohr, immer noch alleine in meinem Zimmerchen. Denn am nächsten Morgen gehts nach Cotacachi, einer kleineren Version von Otavalo, keine 20 Minuten mit dem Bus entfernt.

Cotacachi ist auch genau das: Eine kleinere Version Otavalos voller Expats. Nach 2 Stunden in Cotacachi springe ich wieder in den Bus und fahre zurück ins Hostel. Ich will mir einen Kaffee machen. Meine geliebte Nachmittagszeremonie. Nur werde ich überrascht. Von 2 Damen, die sich gerade ihr Essen zubereiten. Und mich recht geschickt in ein Gespräch verwickeln. Mich ganz freundlich fragen, ob ich mich nicht dazu setzen möchte. Wäre ja nett. Hmmm irgendwas an den zweien kommt mir bizarr vor. Aber super freundlich sind sie, also gesell ich mich dazu. Warum auch nicht, denke ich mir. Die ältere Dame, vermutlich so um die 60 und ihre „Tochter“, vielleicht Ende 30, kommen aus Australien. Aber es stellt sich raus: Ist gar nicht ihre richtige Tochter. Trotzdem reden sie von einer Familie. Eine spirituelle Familie. Das wird immer interessanter. Neben zu wird erwähnt: Ich könne ja Teil der Familie werden. What? Und dann kommen die zwei richtig ins Rollen. Das ganze Hostel ist besetzt von der spirituellen Familie, die sich gemeinsam aus Australien auf eine „Vision Quest“ begeben hat, hier in Otavalo. Eine was? 😀 Mit spirituellen Geistern auf dem Berg rumhängen. Dann erzählen sie mir, wie sie die letzte 3 Wochen auf dem Berg gelebt haben. Wie sie Sonnentänze getanzt haben. Sich 4 Tage lang ohne Essen und Wasser einfach so in den Wald gesetzt haben. Einer der Dudes hat das sogar ganze 14 Tage durchgezogen. Er hat nur am 4. und am 9. Tag ein bisschen Wasser bekommen, erzählen sie mir stolz. Aber ungefährlich, weil man gemonitored wird. Sicher Digga. Das ganze fängt an eine bizarre Wendung zu nehmen, als sie mir von ihrem anstehenden Trip nach Kolumbien erzählen, um mit einem namhaften Schamanen Ayahuasca zu nehmen. Und ich könne ja mitkommen, Teil der Familie werden. Schon wieder subtil untergeschoben. Ich höre einfach nur aufmerksam zu. Als es um Ayahuasca geht fängt die ältere Dame richtig an Gas zu geben. Sie brabbelt irgendwas davon, dass die Mutter der Erde ihr Leben verändert habe oder so. Und ich soll das unbedingt auch ausprobieren. Ich muss zum Punkt kommen. Ich glaube ich habs hier mit einer Art Sekte zu tun 😀 Mir werden weitere Familienmitglieder vorgestellt, noch 2 Damen. Super weirde Vibes. Alle beide. Schon wieder. Ich könne ja mit nach Kolumbien kommen, der Schamane mit dem sie das machen ist quasi der heftigste überhaupt. Langsam hab ich die Faxen satt. Ich erkläre den guten Damen, dass ich nicht interessiert bin. Weder an Ayahuasca, der Mutter der Erde oder sonst was. Oder daran meine Pläne aufzugeben, um mit ihnen nach Kolumbien zu fliegen. Natürlich ganz diplomatisch. Ich will nicht das sie anfangen auf blöd irgendwelche Tänze um mich rum zu tanzen oder mir am Ende irgendwelche Flüche aufhalsen. Trololol. Zum Glück sind sie quasi auf dem Sprung ihren Flieger nach Kolumbien zu bekommen, und so habe ich nach ca. 45 Minuten meine Ruhe.

Denke ich jedenfalls. Als ich meine Tür zu meinem Zimmer öffne, steht da ein Rucksack. Aber niemand ist da. Ok, ich bin mega gespannt, wer mich erwartet. Ein zweier Dorm ist halt dann doch recht intim, auf engem Raum. Weit kann die Person nicht sein. Also mach ich’s mir gemütlich und warte, bis die Überraschung zur Tür reinkommt. Ich bete einfach nur dass es nicht irgendein Überbleibsel von dem spirituellen Kult ist, mit dem ich gerade zu tun hatte xD. Ist es nicht. Mein neuer Mitbewohner ist Ty. Kurzform für Tyrell. Ein super gechillter, 20 jähriger Dude aus Florida, der gerade aus Kolumbien angereist ist und Ecuador so sehr feiert, dass er jetzt schon innerhalb weniger Jahre zum zweiten Mal herkommt. Um. Ratet mal. Hiken zu gehen. Und zwar nicht nur irgendwelche kommerziellen Hikes. Sondern Hikes, die sonst keiner kennt, bzw. fast keiner macht! BAM. Genau darauf hab ich Bock. Wir klicken innerhalb weniger Minuten, und schnell steht fest. Morgen gehts gemeinsam zu einer Laguna in der Nähe von Otavalo, 13 Kilometer um einen Vulkansee. Umso näher ich Tyrell kennen lerne, wird klar: Der Kerl nimmt ernsthaften Aufwand auf sich, um die „Hidden Gems“ der Hikes auszumachen. Und er erzählt mir von einer paar Trails in Ecuador, von denen ich bisher noch nicht mal ansatzweise was gehört habe.

Also gehts am nächsten morgen nach dem Frühstück direkt los, auf eigene Faust. Mit dem Taxi zum Nationalpark und von dort aus zu Fuß weiter zu Trailhead. Der Hike ist hervorragend gepflegt und vor allem für Locals ein begehrtes Ziel. Von den klassischen Backpackern findet man hier so gut wie keine. Sonderlich anspruchsvoll ist der Trail nicht. Wir machen ein paar Hundert Höhenmeter auf etwa 3200 Metern und die Umrundung der Laguna dauert ca. 3 1/2 Stunden. Die Gegend ist wunderschön und der Trail selbst in der Flora und Fauna super abwechslungsreich. Während die Natur schön ist, ist das Wetter, wie immer wenn ich einen Hike mache, mega bewölkt ist, sodass ich die Vulkane drum herum mal wieder nicht sehen kann (wie hätte es auch anders sein sollen :D). Dafür stolpern wir gegen Ende des Trails noch über eine super faszinierende Raupe! Krasses Teil, heftig groß und alien-like! *-*

13,07km, 612m Höhendifferenz mit einer Laufzeit von 3:17 Stunden. Cooler Hike. Ich habe angefangen das zu tracken. Denn Ty (Tai) ausgesprochen hat mir Alltrails, die App, gezeigt. Sweet, jetzt kann ich eigentlich alles ohne Guides machen. Denn dort finden sich alle möglichen Trails. Ebenso Berge. Dann kann’s ja jetzt so richtig losgehen 😀 Und während wir am hiken waren, haben wir einen ultimativen Plan geschmiedet. Ich verrate euch noch nicht, was wir vorhaben. Aber eins kann ich schonmal sagen: Es geht wieder Richtung Amazonas! Das wird eine epische Indiana Jones Expedition, die sogar unter Locals unbekannt ist. Und von Touristen brauch ich gar nicht anfangen. Ich werde einer der wenigen sein, die das in Ecuador überhaupt gemacht haben. Das bedarf ein wenig mehr Vorbereitung und Planung / Organisation. Aber wir haben ca. 1 1/2 Wochen Zeit für die Planung. Der Startschuss fällt nach der Hochzeit, die immer näher rückt…