Ecuador – Having fun in Baños in the shadows of the war of drugs

Sep 2, 2023

Wir sind in Banos angekommen. Eine kleine Stadt in der Tunguahura Provinz im Süden von Quito. Banos ist, so wie ich das verstanden habe, einer der Tourismus Hotspots für den inländischen Tourismus. Daher ist die Stadt rappelvoll von kitschigen Geschäften, die alles mögliche an Ramsch verkaufen, internationale Restaurants wohin man schaut und Bars und Clubs soweit das Auge reicht! Nach der 3 tätigen Hiking Aktion ist unser Plan erstmal zu relaxen. Kind of, denn wir buchen uns kurz nach der Ankunft erstmal eine Rafting-Tour auf dem Pastaza River und am 2. Tag gibts noch eine Canyoning Aktion. Beides zusammen für gerade mal 30 Dollar. Und verspricht haufenweise Spaß. On top haben wir beschlossen uns nach der ganzen Wanderei erstmal einen hinter die Birne zu kippen. In einer oder gleich mehreren der coolen Bars hier. Das dürfte das erste Mal seit 2 Monaten sein, dass ich Gefahr laufe einen Kater zu haben.

Wir checken aber erstmal in unser Hostel ein, mittlerweile Routine und beziehen unser Zimmer. Alle 5 in einem Raum, die Gefährten sind komplett. Als 6ter im Zimmer gesellt sich ein älterer Herr aus Chile dazu, der sich als super sympathisch heraus stellt. Das Hostel ist wie immer in einem tadellosen Zustand, sauber, cozy und zum wohlfühlen. Dann kippt allerdings die Stimmung ein wenig, denn in Quito sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag 2 Bomben hochgegangen und mehrere Granaten, berichten die Medien. Uns wird mal wieder klar: Wir befinden uns mitten im Drogenkrieg.

Mit Kolumbien und Peru, als größte Produzenten von Kokain, befindet sich Ecuador zwischen zwei Fronten. Hier toben verschiedene Gangs, wie die Los Choneros, die angeblich Verbindungen zum Sinaloa Kartell haben vs. Los Lobos, die angeblich mit dem Jalisco Kartell aus Mexiko unter einer Decke stecken. Gekämpft wird ums Revier, denn von der ecuadorianischen Küste aus, werden Drogen im großen Stil nach USA und Europa verschifft. Guayaquil, die größte Stadt Ecuadors inkl. rießigem Hafen, ist dabei im Fokus aller Gangs. Warum Ecuador? Nach dem Kollaps des “Sucre”, der alten Währung von Ecuador, haben die Leute hier ihr Geld in Dollar gesteckt und das Land einer ungewollten Dollarisierung unterzogen. Hervorragend für die Kartelle, die Ecuador nutzen um ihr Geld zu waschen. Also wird um Guayaquil gekämpft. Laut den lokalen Medien sind von ca. 145 Bomben, die letztes Jahr in Ecuador hochgegangen sind, die Hälfte davon in Guayaquil explodiert. Oder es werden Leichen aufgehangen. Guayaquils Gefängnis ist in den Händen der Gangs und in Cuenca wurden vorgestern 57 Gefängniswärter als Geiseln genommen. Und am 9. August, eine Woche bevor ich in Quito angekommen bin wurde der Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio ermordet, der sich gegen Korruption und Drogen ausgesprochen hat. Fuck me. Ich hab mir vor Jahren mal alle Bücher von Don Winslow über die Kartelle in Mexico und deren Entwicklung reingezogen aber hätte nie gedacht dass ich das mal hautnah miterlebe. Wer sich jetzt Sorgen um mich macht. No worries. Ich bin vorsichtig und die Gebiete in denen ich am meisten unterwegs bin, sind davon weniger bzw. gar nicht betroffen. Von der Küste halte ich mich aber erstmal fern, aber trotzdem ist vor allem in Quito in den nächsten Wochen bis zur Wahl Vorsicht geboten.

Ich glaube, die Aktionen mit Illiniaz Norte oder von einer 30 Meter Klippe zu springen, sind eher die Dinge bei denen ich drauf gehen könnte! Also schieben wir die negativen Themen mal beiseite und konzentrieren uns auf das Gute! Wie zum Beispiel unseren Abend in Baños, dem köstlichen Street Food und “Aguardiente”, ecuadorianischer Tequila, der mich vernichtet hat 😀

Weggehen in Ecuador – Flashback in die Zeit, als ich in China war. Gibt mir in vielerlei Hinsicht den selben Vibe. Die Bars, die Angebote, das Streetfood – macht auf jeden Fall eine Menge Spaß. Als wir dann nach zwei Bars in einer Art Club gelandet sind, habe ich mich an ein paar Locals gehängt und ein wenig zu viel des Tequilas inhaliert. Der entspannte Herr aus Chile war glaube ich nicht so begeistert davon, dass wir zu 5. Nachts um 2 Uhr betrunken im Zimmer aufgelaufen sind. Trotzdem wir versucht haben so leise wie möglich zu sein, ist uns das nur sehr schwer gelungen lol. Aber da muss er durch. Ich hab ihm am nächsten Tag in der Früh erklärt, dass wir unseren Hike zelebrieren mussten und er war uns zum Glück nicht wirklich nachtragend böse. Mit einem Kopf auf und nicht gerade dem besten Gefühl im Magen, gings dann erstmal ab zum Wildwasser Rafting, wovon ich leider die Bilder noch nicht bekomme habe! Aber das war geil! Leck mich fett. Wir hatten zu 5. unser eigenes Rafting Boot und der Fluss, den wir runter geballert sind, hatte ein paar echt spaßige Stromschnellen. Davor wurde uns natürlich eine ausgeprägte Einweisung geben, was zu tun ist, falls man aus dem Boot fällt. Ich dachte mir da noch so: Kann mir nicht vorstellen da raus zu fliegen, aber tja was soll ich sagen. Unser Boot hats an einer Stelle fast komplett umgedreht und ich bin in einem heftigen Strudel einmal quer über das Boot auf der anderen Seite über Bord gegangen. Unser Guide hat aber gute Arbeit geleistet und ich war ruckzuck wieder back in the game.

Ok, Rafting war spaßig. Aber Canyoning am nächsten Tag. Holy shit. Ich mein wir waren mit meinem Dad in Frankreich früher schon öfter mit dem Boot auf der Dordogne oder dem Tarn unterwegs. Auch da gabs hier und da ein paar Stromschnellen. Also wusste ich in etwa worauf ich mich einlasse. Aber die Canyoning Tour. Kein blassen Schimmer. Auch hier gabs erstmal eine ausführliche Einweisung, wie man das Seil etc. bediehnt und sich langsam an der Wand herunter lässt. Und dann ging’s los zum Wasserfall, der sich über mehrere Plattformen, kaskadenförmig den Weg nach unten bahnt. Wir klettern ein wenig neben den Wasserfällen hoch und dann werden wir mit unseren Karabinern eingehängt. Ich mache den Anfang, weil ich wie immer BOCK habe! Der erste Wasserfall haut mich nicht vom Hocker. Das abseilen ist schnell drin, ich muss lediglich ein wenig drauf achten nicht auszurutschen, denn die Schuhe die ich bekommen habe, haben einfach gar keinen Grip. Der zweite Wasserfall ein Stück drunter ist schon eher eine Herausforderung. Die Wassermassen, die mir entgegen schießen, als ich von links nach rechts direkt durch den Wasserfall muss, sind nicht zu unterschätzen und ich bemühe mich, dass es mir nicht meine Füße wegzieht.

Als dann die ganze Gruppe endlich durch ist, meint unser Guide nur: Jetzt gehts ab zur letzten Plattform. Wir hiken ein Stück entlang der Kaskaden nach unten und vor mir tut sich ein Abgrund auf. Und ich denke mir erstmal wtf. Als ich mich weiter nach vorne bewege, um runter zu gucken ertönt direkt die Pfeife und ich werde zurück beordert. Hier gibt man wenigstens mal Acht auf mich haha. Trotzdem ich ein wenig weiter vor gegangen bin, konnte ich den Boden vom Wasserfall nicht sehen, also muss er recht hoch sein. Da ich vor allen anderen voran gegangen bin, ruft mich der Guide als erstes zu sich, während er fleißig an irgendwelchen Seilen rumhantiert. Also bewege ich mich ein wenig zögerlich in seine Richtung und gebe größte Acht darauf, mit meinen räudigen Schuhen nicht auszurutschen. Und dann sehe ich den Abgrund. Und das müssten mind. 25 wenn nicht sogar 30 Meter sein oO Aber hey, kein Stress. Ich lass mich einfach ganz gemütlich da runter denk ich mir. Also werde ich eingeklinkt und dann heißts ich soll mich zurücklehnen. Ich vertraue dem Seil überhaupt gar nicht und mir wird ganz schön mulmig. Aber am Ende vertraue ich dem Guide und lehne mich für ein Foto zurück. Fuck. Da gehts echt tief runter man. Ich will mich beim Guide erkundigen, wie ich da eigentlich runter soll und dann meint er: Spring einfach. Whaaat? Ich hab mich doch nicht fürs fucking Bungee Jumping angemeldet. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Also denk ich mir ok, ich muss als gutes Beispiel voran gehen. Also fuck it. Denke nicht drüber nach. Und spring einfach. Pures Adrenalin schießt durch meinen Körper und in etwa auf einem Drittel des Weges wird mein Fall gestoppt. Das Seil greift und ich schwinge durch die Wassermassen, während ich Stück für Stück weiter runter gelassen werde. Awesome! Als ich unten ankomme, denke ich nur: Gleich nochmal! Aber leider darf jeder nur einmal. Also begnüge ich mich damit, den anderen dabei zuzusehen, wie sie runter fallen und im Adrenalinrausch lauthals schreien und lachen. Genauso wie ich.

Hell yeah. Ich bin gerade mal ein wenig länger wie zwei Woche hier in Ecuador und es fühlt sich an wie 2 Monate. Soviel Zeug hab ich mir schon gegönnt und ich kann noch soviel machen. So viele Ecken, die ich noch nicht gesehen habe. Unsere Zeit in Baños geht langsam vorbei. Der Regenwald wartet! Morgen Abend um 22:45 Uhr gehts mit dem Nachtbus in Richtung Amazonas. Meinen Geburtstag werde ich in einer Lodge mitten drin feiern. Und Erin und Markus sind mit dabei. Leider müssen wir uns von Joel und Olivia verabschieden, die morgen weiter Richtung Peru tingeln. Danke euch! War eine absolut geile Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Eine der nicht so schönen Seiten am Reisen. Leute, die man ins Herz schließt wieder gehen zu lassen. Aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

Cheers aus Baños und wie immer: Bis zum nächsten Mal 🙂