Ecuador – Life is better when you’re high

Aug 23, 2023

Vorweg: Der Titel ist nicht das, was ihr denkt 😉 Die Nacht des Todes hab ich hinter mir sag ich euch! Ich bin zurück aus dem Cotopaxi Nationalpark. Wieder in Quito, im selben Hostel, um mich neu zu organisieren. Die 3 Tage in dem Park waren gigantisch. Aber dazu gleich noch mehr! Noch nie in meinem ganzen Leben durfte ich so eine Landschaft erleben. Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich die 5000m geknackt und ich durfte meine erste Erfahrung mit einer Tarantel machen. Die Emotionen der letzten Tage waren krass – das kann ich euch schonmal sagen! Daher auch ne kleine Vorwarnung: Der Blogbeitrag wird mal wieder etwas länger 😉

Aber langsam. Erstmal muss ich hier ein wenig Dampf ablassen. Gestern: Neues Zimmer, dieses mal nur für 4 Leute. Da sollte man eigentlich meinen, dass man eher ein wenig seine Ruhe hat. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. So ein Deutsches Pärchen, das sich weiß Gott welche Drogen einverleibt hat, geht um 1 Uhr nachts in meinem Zimmer steil. Als wären sie die einzigen Menschen auf dieser Welt. Ich bin ja eigentlich relativ tolerant aber nachdem diese Hippie-Fee nachts um halb 2 singend durch unser Zimmer springt und ihr Freund sich laut lachend ein Bier aufpoppt, konnte ich mich irgendwann nicht mehr zusammen reißen. Auf meine etwas ungestüme Reaktion kam die Frage, ob ich denn keine Ohropax habe. Manche Menschen sind einfach nicht ganz sauber. 2 Stunden habe ich ungefähr geschlafen. Zum Glück kenne ich hier das ganze Personal bereits und die haben sich heute früh direkt um ein anderes Zimmer für mich bemüht.

Aber jetzt spulen wir mal 3 Tage zurück. Ich spring in den Bus, mit ca. 15 anderen, und wir werden mit einem Shuttle in den Cotopaxi National Park chauffiert. Nach 2 Stunden erreichen wir das Partner-Hostel von „The Secret Garden“, auf 3477m, umgeben von 7 Vulkanen. Und vermutlich noch mehr Bergen. Leider sind wir hier in eine Schlechtwetterfront reingefahren, und wie sich herausstellt, kann man sich nur in Gedanken vorstellen, wie episch die Vulkane mit ihren Gletschern rund um das Hostel ausschauen. Was der ganzen Sache überhaupt gar nichts abtut, denn die Stimmung ist einfach nur geil. Das Hostel selbst liegt in einer Senke, Lamas springen hier überall rum, es gibt einen Jacuzzi, jede Menge Hängematten im Hauptgebäude und die Stimmung ist krass gechillt. Von hier aus werden jede Menge Tagestouren organisiert, und genau deswegen bin ich hier. Meine Reise führt mich von 3477m auf 4200m und anschließend auf stolze 5000m.

Hier oben ist es auf jeden Fall deutlich kälter als in Quito und nachdem uns Daphne, die dort arbeitet, eine kleine Einführung gibt, wie alles abläuft, gehts direkt rein ins Hauptgebäude und wir werden mit einer warmen Suppe begrüßt und anschließend auf unsere Zimmer verteilt. Fühlt sich irgendwie wie Landschulheim an lol. Und dann gehts auch schon direkt los mit dem ersten Hike. Eher um warm zu werden. Eine 2 Stunden Tour zu einem Wasserfall. Da es nach Regen aussieht und wir einen Fluss durchqueren werden, entscheide ich mich für meine Flipflops. Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere noch an meine Aktion im Stanley Park in Vancouver, als ich 4 Stunden lang mit Flipflops unterwegs war. Als der Guide und Daphne mich mit Flipflops sehen, reagieren sie äußerst besorgt und versuchen mich zu überreden Gummistiefel anzuziehen, die vor Ort verliehen werden. Das ähnelt eher Babysitting und ich werde behandelt, als hätte ich kein blassen Schimmer was ich mache. Ich muss denen erstmal klar machen, dass ich mir durchaus bewusst bin was ich hier tu. Ein weiterer Guide schaut mich zutiefst fragend an und erkundigt sich erneut, ob ich mir wirklich sicher bin. Bin ich! Shut the fuck up and let me be. Kümmert euch lieber um die anderen, die sich nicht sicher sind was sie tun bzw. anziehen sollen.

Als es dann endlich los geht dauert es auch nicht lange bis der Regen einsetzt. Wir marschieren über Wiesen und dann durch einen kleinen Wald, bis wir den Fluss erreichen. Ich bin happy meine Flipflops zu tragen, denn die ersten klagen bereits über die Random Gummistiefel und die Passgenauigkeit. Als wir dann mehr oder weniger durch den Fluss wandern, clippe ich meine Flipflops an meine Drybag und weiter gehts – Barfuß. Holla die Waldfee. Da machen manche Augen. Ich hab tierischen Spaß an der ganzen Sache 😀 und als wir den Wasserfall erreichen, der echt schön ist, spring ich mit ein paar anderen ins kalte Wasser (das echt verf**** kalt ist) und holen uns den Kick ab!

Kurz bevor ich nach dem ersten Tag zu Bett gehen will, vernehme ich laute Schreie zweier Mädels, die mit uns auf dem Gelände nächtigen. Weil ich eine natürliche Neugierde und Schadenfreude gleichermaßen mitbringe, bin ich natürlich sofort aufgesprungen und habe im Dunkeln versucht in die Richtung zu navigieren, woher die Schreie kommen. Erfolgreich angekommen, werde ich mit meiner ersten Tarantel konfrontiert, die es sich in dem Zimmer der Zwei gemütlich gemacht hat. Ca. so groß wie meine Handfläche, die Mädels mega hysterisch. Habt euch nicht so. Ist doch nur eine kleine Tarantel. Ich hab sie dann vorsichtig mit einem Gegenstand nach draußen transportiert und hab die zwei einer vermutlichen schlaflosen Nacht überlassen. Bevor ich selbst zu Bett gegangen bin, habe ich dennoch erstmal mein gesamtes Zimmer nach vermeintlichen Spinnen geprüft, allerdings ohne weitere Vorkommnisse.

Kommen wir zu meinem absoluten Highlight der 3 Tage. Ich tu mir tatsächlich schwer das in Worte zu fassen. Die Emotionen, die jetzt noch hochkommen wenn ich nur daran denke, sind immer noch ziemlich intensiv. Ich begeistere mich ja gern und schnell für Vieles / Neues aber sowas hab ich auch noch nie erlebt. Dass ich einfach so aus dem tiefsten Inneren heraus einen Lachanfall bekomme und mir Tränen runterlaufen, weil ich so glücklich bin – no way – hätte ich nicht gedacht. Aber so erfährt man halt auch immer wieder mal was Neues über sich selbst haha. Der 3. Tag bricht an und wir schwingen uns in den 4-Wheel-Drive von Marisol, die für heute unsere Fahrerin ist. Sie lebt im Cotopaxi Nationalpark und ist hier groß geworden. Sie wird uns auf das Base-Camp des Cotopaxi auf knapp 4600 Meter fahren.

Nachdem wir nach ca. 30 Minuten den offiziellen Nationalpark erreichen, wird die Landschaft schlagartig anders. Weniger Vegetation, immer weiter steigend. Mitten in die Wolken hinein. Der Teil der Fahrt verschlägt mir die Sprache. Die Wolkenformationen auf über 4200 Metern sind einfach nur der Wahnsinn und ich würde am liebsten ununterbrochen Fotos machen. Als wir nach über einer Stunde Fahrt am Basecamp ankommen, hat es bereits zu schneien angefangen und ich bin echt happy dass ich mein Equipment in Portland ordentlich aufgestockt habe. Alle Layers übergeworfen, geht der Hike los. Das Ziel ist der Gletscher, der bei über 5000 Metern beginnt. Weiter hoch dürfen wir leider nicht, da der Vulkan aktuell sehr aktiv ist und die Aschepartikel in zu hoher Konzentration am Gipfel vorhanden sind. Der Wind wird, umso höher wir kommen, immer stärker bis ich mich regelrecht ein wenig dagegen lehnen kann. Dazu kommt Schnee der uns ins Gesicht bläst und ich komme mir ohne Witz vor wie im Himalaya Gebirge.

Da ich einen Tag zuvor bereits einen 6 Stunden Aufstieg von 3400 Meter auf 4200 Meter gemacht habe, der mich aufgrund der Höhe einiges an Kraft gekostet hat, fühle ich mich mehr als bereit, um den ca. 2-3 Hike in Angriff zu nehmen, der uns hoch auf 5000 Meter führt. Auf Höhenkrankheiten wie AMS etc. scheine ich nicht wirklich anzuschlagen, denn der Aufstieg verläuft ohne irgendwelche Komplikationen und mein Gear hält dem Wetter stand. Meine Schuhe sind der einzige Schwachpunkt, da uns der Trail immer wieder durch Schnee führt. Die sind halt nicht wasserdicht. Ich hab ja eigentlich für den scheiß Strand gepackt und nicht für sowas 😀 Auf dem Weg nach oben überkommen mich meine Glücksgefühle und ich fange an einfach so krass zu lachen. Die paar Tränen, die mir vor Freude runterlaufen sieht zum Glück keiner, dank meiner Brille, die voll auf Sonnenbrille umgeschaltet hat. Wegen der starken UV Strahlung. Oben angekommen machen wir fleißig Bilder und dann führt uns der Weg recht schnell wieder runter zum Base-Camp.

Ok genug geschrieben fürs Erste. Hut ab wenn ihr bis hier her gelesen habt. Jetzt wo ich weiß, dass ich mit der Höhe soweit erstmal keine Probleme habe, habe ich den festen Plan den Gipfel des „Illiniza Norte“ zu versuchen oder sagen wir mal, mich wirklich im Detail damit zu beschäftigen, ob das hier während der Winterzeit überhaupt realistisch ist. Mit 5126 Metern und einer 2 Tagestour inklusive Übernachtung irgendwo mittig auf dem Vulkan, im Winter allerdings eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Und mit Ice-Axe und Crampons etc. hab ich halt noch 0 Erfahrung…wir werden sehen 🙂